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Bürgernähe à la Wildermieming

Aktualisiert: 27. Jan. 2020


Symbolfoto

Stocker und Rupprechter, das ist nicht etwa ein Hendiadyoin für Inkompetenz oder Amtsmissbrauch, nein, das sind die Namen unseres geschätzten Bürgermeisters und seines Stellvertreters.


Die beiden Herren hatten für den 18. Dezember 2019 zu einer „gemeinsamen Besprechung betreffend das Bauprojekt am Grießlehnweg 6“ geladen, mit dem angeblichen Ziel, das vom Bauträger ULTIMATE BAU im Sinne der eingebrachten BürgerInnen-Stellungnahmen überarbeitete Großprojekt vorzustellen und die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Soweit der Plan.


Eingeladen waren dazu die Gemeinderäte, DI Klaus Gebhart als Vertreter von ULTIMATE BAU sowie 2 von 3 Gründungsmitgliedern der Bürgerinitiative „Rettet die Wildermieminger Siedlung“.


Mich hat der Herr Bürgermeister aus unbekannten Gründen nicht eingeladen, was aber nicht weiter schlimm war, da ich von den Kollegen der Bürgerinitiative ohnehin zeitgerecht über den Termin informiert wurde.


Interessant war, dass Herr Gebhart als Bauträger zu seiner Unterstützung Frau Katrin Reitz mitgebracht hat, die von Bürgermeister Stocker als Maklerin der noch zu bauenden Wohnungen vorgestellt wurde.


Aus Sicht des Bauträgers ist Frau Reitz wohl eine gute Wahl, verfügt sie als ehemalige Bauträgerin der ebenfalls sehr umstrittenen benachbarten Wohnanlage doch über eine gewisse Erfahrung in kreativer Bauführung und ganzheitlicher Stakeholderbetreuung.


Gleich zu Beginn seiner Projektpräsentation hat Herr Gebhard darauf hingewiesen, dass sich die Fa. ULTIMATE BAU bei der Umsetzung dieses Projektes an die Bestimmungen der Tiroler Bauordnung halten würde. Das ist großartig.


Quasi als Beleg für diese Behauptung und natürlich auch für seinen guten Willen hat Herr Gebhart weiters darauf hingewiesen, dass man sogar von der ursprünglich anvisierten Baumassendichte von BMD 2,2 auf die vom Raumplaner als höchstzulässig vorgegebene Baumassendichte von BMD 2,0 „zurückgesteckt“ habe. Auch das ist überaus freundlich vom Herrn Bauträger.


Ob dieser herzensguten Bauträgergüte könnte man glatt ins Schwärmen kommen, doch leider währt so ein kleines Glück nicht lange, weil sich das „überarbeitete“ Projekt schon nach ein paar Minuten als lediglich homöopathisch veränderter Klon des von den Wildermieminger Bürgerinnen und Bürgern abgelehnten Projektes aus dem Vorjahr entpuppt und damit in der Sekunde sonnenklar wird, dass die eingebrachten Stellungnahmen vom Bauträger gänzlich ignoriert wurden und ihm diese offensichtlich und völlig am Klaus vorbei gehen.

Auf Nachfrage erklärte die Maklerin Reitz diese doch ein wenig unorthodoxe Vorgehensweise mit der ziemlich dreisten These, dass ein Großteil jener Bürger, die eine Stellungnahme abgegeben haben, ohnehin nicht verstanden hätten, was sie da unterschrieben haben, denn wenn sie es verstanden hätten, dann hätten sie nicht unterschrieben.


Da könnte man, wenn man es nicht besser wüsste, doch glatt den Eindruck gewinnen, dass die ansonsten überaus reizende Frau Reitz und der nicht minder charmante Herr Gebhart davon ausgehen, dass alle, die eine Stellungnahme abgegeben haben, ziemlich unreflektierte Trottel sind.


Ganz besonders interessant fand ich auch die Behauptung von Frau Reitz, dass ihr sehr viele Unterzeichner in einem persönlichen Gespräch versichert hätten, dass sie nicht unterschrieben hätten, wenn sie gewusst hätten, was sie da unterschreiben.


Das ist irgendwie seltsam. Ich persönlich habe nämlich trotz intensivster Nachfrage bei den uns bekannten Unterzeichnern niemanden gefunden, der von Frau Reitz in diesem Zusammenhang kontaktiert oder befragt worden wäre.


Wenn also die liebe Frau Reitz nicht gut getarnt, zum Beispiel mit ein paar Zeugen Jehovas, von Haus zu Haus gepilgert ist („Guten Tag, wir würden gerne mit Ihnen über Gott und Ihre Stellungnahme zum Bebauungsplan sprechen ….“), dann drängen sich in diesem Zusammenhang natürlich ein paar Fragen auf:


Wieso kann sich offenbar niemand an ein solches Gespräch mit der ansonsten ziemlich auffälligen Frau Reitz erinnern?

Woher hat sie denn eigentlich gewußt, wer aller eine Stellungnahme abgegeben hat?

Sind „sehr viele“ vielleicht ein sehr Vielfaches von Null?


Man weiß es nicht.


Sehr spannend fand ich auch die Aussage von Bgm. Stocker, dass sich unter einer Baumassendichte von BMD 2,0 ohnehin niemand etwas vorstellen könne. Er jedenfalls könne das nicht.


Die Möglichkeit, dass es unter Umständen doch jemanden geben könnte, den diese Vorstellung intellektuell nicht heraus- oder gar überfordert, wird von ihm offenbar ausgeschlossen.


Wenn dem wirklich so ist, dann sollte der in manchen Momenten schon etwas blümerant wirkende Herr Bürgermeister vielleicht für einen kurzen Augenblick in sich gehen und ernsthaft über seine grundsätzliche Eignung als Baubehörde erster Instanz nachdenken.



Nachstehen zur Erinnerung nochmals die wesentlichen Forderungen aus den bisherigen Stellungnahmen der Bürgerinitiative:


  • Der Ausverkauf der Wildermieminger Siedlung an Bauträger und Immobilienspekulanten ist zu verhindern.

  • Die Baumasse für Nachverdichtung in der gesamten Siedlung soll einheitlich mit dem Doppelten des Bestands begrenzt werden, um den Einfamilienhauscharakter der Siedlung zu erhalten.

  • Für das gesamte Siedlungsgebiet, einschließlich der neuen Siedlungserweiterung Brente, soll eine einheitliche, die einheimische Bevölkerung nicht benachteiligende Regelung gefunden werden.

  • Der Bebauungsplan für die Gst. 1885/63 und 1885/86 ist so zu adaptieren und zu beschließen, dass das Grundstück in offener Bauweise mit maximal zwei, statt mit drei zusätzlichen Baukörpern zu bebauen ist und die maximale Bauhöhe mit EG + 1 OG, jedenfalls ohne ein zweites OG auf der halben Grundfläche, begrenzt wird. Die Baumassendichte soll mit BMD 1,2 festgelegt werden. Das entspricht dem Doppelten des Bestandes.


Wie geht es nun weiter?

Der Herr Bürgermeister hat zwar versprochen, eine Bürgerversammlung zu diesem Thema einzuberufen, die bisherigen Statements der Herren Stocker und Rupprechter in der Besprechung vom 18. Dezember stimmen aber nicht sehr zuversichtlich, dass die beiden Kapazunder geneigt sind, die Anliegen der Bevölkerung ernst zu nehmen.


Vielmehr deutet alles darauf hin, dass sie beabsichtigen, das Projekt ganz im Sinne des Bauträgers einfach durchzudrücken, obwohl bis heute niemand weiß, wozu oder für wen das gut sein soll. Vom Bauträger und der Maklerin einmal abgesehen.


Klar ist jedoch, und da sind sich ausnahmsweise einmal alle einig, dass mit der Bebauung des Grundstückes am Grießlehnweg 6 ein Referenzobjekt geschaffen wird, das als Vorlage für die Bebauung weiterer Grundstücke in der Siedlung herangezogen werden soll und muss.

Damit hat sich leider auch die Befürchtung der Bürgerinitiative bewahrheitet, dass mit diesem Projekt, sollte es wie geplant umgesetzt werden, dem zukünftigen Ausverkauf der Siedlung zwangsläufig Tür und Tor geöffnet wird.

Während weniger philiströse Bürgermeister anderer Gemeinden die Gefahr längst erkannt haben und versuchen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegenzusteuern, fangen die zwei Clowns im Gemeindeamt Wildermieming gerade erst an, sich den Immobilienspekulanten anzudienen.

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